Sektorkopplung und Bauleitplanung – Erfahrungen aus dem Reallabor EnStadt:Pfaff

Die Stadt Kaiserslautern plant auf dem innenstadtnahen Gelände der ehemaligen Nähmaschinenfabrik Pfaff ein klimaneutrales Quartier für Gewerbe, Technologie und Wohnen. Die Quartiersentwicklung wird als Leuchtturmvorhaben vom Bundeswirtschafts- und dem Bundesforschungsministerium im Projekt EnStadt:Pfaff gefördert. Die Wissenschaftspartner haben gemeinsam mit der Stadt ein innovatives Energie- und Mobilitätskonzept sowie ein ganzheitliches Leitbild für das Pfaff-Areal entwickelt, mit dem die Klimaneutralität erreicht werden soll.

Die verschiedenen Ergebnisse der Energie- und Mobilitätskonzeptentwicklung wurden in den parallel stattfindenden Prozess der Bauleitplanung eingespeist. Hierzu wurden mit den Stadtplaner_innen Gespräche geführt und Stellungnahmen im Rahmen der Bürgerbeteiligung in zwei Offenlegungsphasen eingebracht. Zweifellos wird das beste Ergebnis für ein klimaneutrales und zukunftsweisendes Quartier dann erreicht, wenn die Energie- und Mobilitätsplanung, die Bauleitplanung und die Erschließungsplanung parallel verlaufen und frühzeitig eine enge Abstimmung erfolgt. Die Notwendigkeit hierzu wurde u.a. in einem Projekt der Internationalen Energieagentur untersucht und Empfehlungen für eine koordinierte Planung erarbeitet (1). Allerdings erhöht die zusätzliche Kommunikation den Aufwand für alle Beteiligten, was die Kosten erhöhen, Prozesse verlangsamen und damit die Effizienz senken kann. Deshalb ist es wichtig, zu identifizieren zu welchem Zeitpunkt welche Beiträge der Quartiersenergie- und –mobilitätsplanung sinnvollerweise in die Bauleitplanung einzubringen sind.

Im Reallabor-Projekt EnStadt:Pfaff wurde nach zweieinhalb Jahren Projektlaufzeit der Bebauungsplan für das Pfaff-Areal verabschiedet. Parallel zur Entwicklung des Bebauungsplans konnten im Rahmen des Projektes ein Energie- und Mobilitätskonzept erarbeitet und die Ergebnisse in die Prozesse der Bauleit- und Erschließungsplanung eingebracht werden. Wie diese Prozesse verliefen, welche Herausforderungen es dabei gab und welche Aspekte der Energie- und Mobilitätsplanung tatsächlich eine Relevanz für die Bauleitplanung haben, wurde untersucht. Ein bedeutendes Ergebnis ist, dass der Stadtrat im Bebauungsplan eine Verpflichtung zur Installation von Solaranlagen auf allen Neubauten beschlossen hat (2). Da die Starkregenereignisse durch den Klimawandel kontinuierlich zunehmen, ist auch die Installation von Gründächern als Retentionsflächen zur Pufferung der Niederschläge vorgesehen. Weiter wurden die Integration von Solarfassaden in die Gebäude und die Lokalisierung der Energiezentrale, der Trafohäuschen und der E-Mobil-Ladesäulen in den Bebauungsplan mit aufgenommen. Das Mobilitätskonzept sieht ein autoarmes Quartier vor, das durch verkehrsberuhigte Zonen, verringerte Stellplätze und Mobilitätsstationen zur Unterstützung von Multimodalen Verkehrslösungen erreicht werden soll. Diese Beispiele zeigen die Bedeutung der integrierten Planung, die nicht nur die Klimaneutralität, sondern auch eine erhöhte Klimawandelresilienz und ein Quartier mit hoher Lebens- und Arbeitsqualität zum Ziel hat. In dem Beitrag werden die Erfahrungen aus dem Reallabor-Projekt EnStadt:Pfaff vorgestellt und Empfehlungen für eine integrierte Quartiersplanung gegeben.

Referenzen:
[1] STRASSER, H. et.al. (2018): Implementation of Energy Strategies in Communities (Annex 63) Volume 5: Recommendations. International Energy Agency, Energy in Buildings and
Communities Programme, Oktober 2018.
[2] STADT KAISERSLAUTERN (2020): EnStadt:Pfaff: Innovatives Energie- und Mobilitätskonzept mit bundesweiter Strahlkraft, Rat beschließt Bebauungsplan mit Maßnahmen für
nachhaltiges Wohnen und Arbeiten im neuen Pfaff-Quartier, URL: https://www.kaiserslautern.de/buerger_rathaus_politik/medienportal/pressemitteilungen/057464/index.html.de
(Stand 30.05.2020)

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